Was für Menschen treffe ich auf einer Townshiptour?
Wir möchten vorweg sagen, das man ein Township keinesfalls nur auf Hütten reduzieren darf und man unbedingt eine Townshiptour gemacht haben sollte! Ich bin Sam, Schweizer und lebe mit meiner Frau Zoe im Township Langa wo sie aufgewachsen ist. Wir beschreiben dir die Township`s in stadtnahen Gebieten rund um Kapstadt in Südafrika.
In einem Township ist sehr viel afrikanisches Lebensgefühl, Kultur und Infrastruktur vorhanden, die man auf einer Townshiptour erlebt. Was für uns nach Wellblechhütte aussieht kann z.B typischerweise ein Kioskshop oder Hairsaloon sein. Es sind aber auch viele Hardwarestores, Nähgeschäfte, Schreinereien, Kleidergeschäfte vorhanden um nur ein paar Dinge zu nennen. Auch sind viele Hütten wirklich gut eingerichtet für die Umstände und es leben dort auch oft Menschen drin, die einen anständigen Job haben. Die Menschen sind in Hütten aufgewachsen sparen sich so die Miete. Diese Menschen sind sogar stolz auf Ihre Hütten und haben Freude über ein Kompliment, wenn man sie besucht.
Finanzielle Lage der Menschen in Langa:
Natürlich ist die Armut riesig und es leben sehr viele arbeitslose Menschen in einfachsten Hütten unter unwürdigen Zuständen. Es leben aber genauso Arbeiter in solchen Hütten, die ihre Hütten schön eingerichtet haben. Die Arbeiter fragen oft auch bei Grundstückbesitzer an, ob Sie für eine kleine Miete auf deren Grundstück einen Platz beziehen dürfen, um dort eine Hütte zu errichten. Dort sind sie besser vor Diebstahl geschützt und haben oft Zugang zum Wasser vom Hausbesitzer. Toiletten benutzt man in Townships of bei den diversen öffentlichen Anlagen. Ebenso sind dort die Wasserspeicher vorhanden. Wer bisschen vermögender ist, der errichtet ein “Flat” aus Betonsteinen. Diese Flats haben oft nur eine keine oder nur geringe sanitäre Infrastruktur. Somit bedient sich auch ein grosser Teil beim Angebot der öffentlichen Toilette/Duschen.
Was ist eigentlich ein Township?
Die Townships sind ein wesentliches Überbleibsel der Aphartheit wo die schwarze Bevölkerung leben musste. Bis heute sind diese Gebiete meist von schwarzen und farbigen Menschen bewohnt. Zusätzlich strömen heute sehr viele Menschen aus den umliegenden Ländern von Südafrika in die Grossstädte. Oft sind sie arbeitslos und suchen sich einen freien Platz im “tiefen Township” neben einer bestehenden Hütte. Die Regierung ist bemüht Familien die von der Aphartheit betroffen waren, ein würdiges Zuhause bereit zu stellen. In den Townships werden mittlerweile grössere Gebäudekomplexe errichtet für die Bewohner, die damals betroffen waren. Oftmals bauen die Hausbesitzer zusätzlich selber solche Hütten im Garten um diese dann zu vermieten um etwas dazu zu verdienen.
Ist ein Township gefährlich?
Alleine auf eigene Faust, sollte man sich grundsätzlich nicht in ein Township begeben. Die Kriminalität in Südafrika ist sehr hoch. In Township`s sind Gangs und Jugendbanden vorhanden! Trotzdem ist eine geführte Townshiptour absolut empfehlenswert, die von ortskundigen Guides durchgeführt werden, in Gebieten die sicher zu begehen sind. Man kann nur so die offene afrikanische Kultur und Mentalität im Township hautnah erleben und viele positiven Erlebnisse mit nach Hause nehmen. Der Tourismus ist für ein Township und deren Einwohner eine Grosse Chance wirtschaftlich kleine Fortschritte zu machen.
In jeder grossen Stadt auf der Welt ist Kriminalität vorhanden. Wenn man weis, das ein Gebiet nicht gerade das sicherste ist, sollte man sich nicht auffällig verhalten. Man darf selber keine Gelegenheiten bieten und muss immer selber weiter denken. Man darf nichts unbeobachtet stehen lassen oder hinstellen. Einfach gesunden Menschenverstand brauchen und man hat eine wunderschöne Townshiptour ohne solche Vorfälle. Die eigentliche Kriminalität spielt sich in der Nacht ab und davon bekommen die Touristen absolut nichts mit.
Trotz diesen Umständen darf man ein Township nicht auf seine Kriminalität reduzieren. Die meisten Menschen sind sehr anständig und offen. Ganz normale Menschen die sehr hilfsbereit sind. Wer selber im Township auf einer “guten” Townshiptour war der kann die vielen positiven Seiten selber miterleben und alte afrikanische Traditionen kennen lernen.
Lohnt sich ein Besuch, ist das nicht riskant und moralisch bedenklich?
Ein Besuch in einem Township lohnt sich auf alle fällte. Armutstourismus unterstützen wir nicht! Wir sind aber für die Vermittlung der Kultur in einem Township. Der Tourismus ist eine grosse Chance für die Township in Südafrika. Eine Townshiptour sollte den Menschen in der Gemeinde die man besucht auch etwas nützen und nicht primär auf den Tourenanbieter gestützt sein.
Klar, ist die Armut ein essenzieller Teil die man direkt mitbekommt auf jeder Townshipour. Aber in einer guten Townshiptour wird man mehr sehen als nur Armut im Vordergrund! Man lernt viel kennen über die Xhosa Kultur und hat direkten Kontakt mit den Menschen und unterstützt sie somit mit dem eigenen Besuch. Man sieht diverse traditionelle Elemente und die offenheit der Menschen ist überwältigend. Am Sonntag sollte man einen Gottesdienst unbedingt mitterlebt haben! Das ist Party pur, Sonntag morgen in der Kirche. Besuche einen traditionellen Bierbrauer und koste das traditionelle Xhosa Bier “Umqombothi” das Sie dort herstellen. Entdecke die Arbeit eines traditionellen Xhosa Heilers und seine Magie. Gönne dir, Früchte oder grilliertes Fleisch, das direkt an der Strasse bei den Hütten verkauft wird! Es schmeckt hervorragend! Besuche eine Metzger und stelle fest das es ein Ort ist, wo man sich trifft und hinsetzen kann und Musik läuft. Du wirst viel erleben auf einer Townshiptour. Wichtig ist das du tagsüber gehst und mit einer geführten Gruppe. Schönes Wetter kann sehr von Vorteil sein. Lass dir das Township nicht von Privatpersonen zeigen und schon gar nicht bei Nacht!
Welches Township kann ich in Kapstadt besuchen?
Es gibt 11 verschiedene Township in Kapstadt. Sie heissen: Langa, Gugulethu, Nyanja, Khalitsha, Athlon/Rylands, Michels`Plan, Philippi, Manenberg, Crossroads, Grass Park und Delft. Jedes Township hat seinen eigenen Charakter und leider unterscheiden sich die Gebiete ebenso mit den verschiedenen ethnischen Gruppen hier. Die Kriminalität in Township`s ist grundsätzlich hoch. In einigen Township`s sind Schusswechsel an der Tagesordnung.
Ich kann dir trotzdem 2 Township`s empfehlen, die du in einer geführten Gruppe ohne Risiko im guten Gewissen besuchen kannst, wenn du unsere Ratschläge hier zu herzen nimmst. Natürlich kann man auch selbstverständlich viele andere Township besuchen. Wir empfehlen dir aber nur Township, die wir persönlich kennen.
Langa kannst du sehr gut in einer geführen Gruppe besuchen. Langa ist das älteste aber auch das aufstrebendste Township in Kapstadt. In Langa leben sehr viele Arbeiter und die Kriminalität hält sich für südafrikanische Verhältnisse in Genzen. Langa hat eine sehr enge Gemeinschaft in der auch ich als Schweizer lebe. Auch Gugulethu kannst du in einigen Teilen sehr gut besuchen. In Langa kann man auch Fahrradtouren buchen oder zu Fuss selber einen Eindruck verschaffen. Wobei ich das nicht umbedingt empfehlen würde, wenn man selber die afrikanische Mentalität nicht so kennt. Selber hat man dabei keine Chance die richtigen Sehenswürdigkeiten zu sehen, wenn man auf eigene Faust geht und es nicht kennt. Man muss Wissen in welcher Hütte sich was befindet.
Unsere Tipps, die du auf einer Townshiptour beachten solltest:
- Bargeld: Nimm Bargeld mit. Viele kleine Noten und keine 100 oder 200 Rand scheine. Man kann oft nicht wechseln. Tipp: Haltet immer 10 oder 20 Rand in der Hosentasche, damit ihr das Portemonnaie nicht offen zeigen müsst. Aber verstehe uns nicht falsch. Unterstütze die Menschen, indem ihr bei ihnen etwas der diversen Dinge kauft, das sie anbieten.
- Kreditkarte: Sie wird dich in einem Township nicht weit bringen. Nimm Bargeld mit.
- Portemonnaie: Zeig dein Portemonnaie nicht offen. Die Menschen im Township sind sich bewusst das Touristen viel mehr Geld haben als sie. Wenn ihr das Portemonnaie zeigt, ist das ein Symbol für diese Botschaft. Zeigt es nicht und haltet kleinere Geldscheine in der Hosentasche bereit. Die Menschen sind sehr freundlich, aber können auch Gelegenheiten ausnützen. Biete keine Gelegenheit, den es heisst ja Gelegenheit macht Diebe.
- Kamera/Fotos: schöne Bilder/Videos als Andenken sollten nicht primär das Ziel einer Townshiptour darstellen. Es ist ganz klar ok Fotos zu machen und oft wird man dazu von den Einheimischen selber aufgefordert. Es ist mit Anstand verbunden, wenn man aber die Menschen sonst erst fragt nach einem Foto und ihnen dafür auch etwas kleines zusteckt, auch wenn es nur paar Münzen sind. Wir persönlich würden aus Prinzip nicht mit der teuersten Kamera ins Township kommen. Nicht wegen der Kriminalität, aber weil sich die meisten Menschen keine Kamera in dieser Qualität leisten können. Es reicht ein Smartphone oder eine kleine Taschenkamera.
- Rucksack: Du kannst sehr gut einen Tagesrucksack mitnehmen. Er sollte nicht zu gross sein das in vielen Hütten nur wenig Platz ist. Versuche ohne Rucksack zu kommen, den brauchst du nicht^^.
- Auto: Versuche nicht mit dem Auto selber in ein Township zu fahren ohne ortskundigen Guide. Solltest du dich doch in einem Township befinden , dann schliesse die Türen und Kofferraum während der Fahrt. Versuche nicht zu parkieren. Wenn du parkieren musst dann schau das in deinem Auto keine sichtbaren Gegenstände oder Tüten liegen um Einbrücke zu vermeiden. Vermeide Gespräche am Strassenrand, während du beim Auto stehst und es offen ist und du durch das Gespräch abgelenkt bist.
- ATM/Geldautomaten: Brauche sie nicht im Township. Du erregst damit viel Aufmerksamkeit. Sie können auch manipuliert sein.
- Verhalten: Verhalte dich ganz natürlich wie sonst. Sei offen zu den Menschen wie sie zu dir offen sind. Begegne allen Menschen mit Respekt. Sei neugierig und probiere neue Dinge aus, die dir angeboten werden. Sei offen für die Geheimnisse der Xhosa Kultur. Solltest du doch zu aufdringlich angebettelt oder belästigt werden, dann rufe laut “Foetsek”. Das heisst auf eine schraffe form “geh weg” und man assoziiert damit, das ihr ortskundig seid und man lässt euch in Ruhe. Ansonsten wende dich an deinen Guide.
- Schuhe: Trage gutes Schuhwerk. Viele Bereiche in einem Township können sehr schmutzig sein. Auch Nägel und Glassplitter liegen sehr oft verteilt am Boden. Trage keine offenen Schuhe.
- Gruppe: Bleibe mit deiner Gruppe zusammen und verlasse sie nicht.
Fazit:
Eine Townshiptour ist nach unserer Meinung eine super und wichtige Erfahrung die man gemacht haben sollte bei seinem Südafrikabesuch. Man wird mit der Realität konfrontiert die einem viele unerwartete positive Überraschungen bietet. Gleichzeitig unterstützt man die Menschen die man besucht, sofern der Touranbieter fair arbeitet. Es ist wichtig das du einen offiziell tätigen, guten ortskundigen Guide buchst. In Langa und Gugulethu kannst du sehr gut eine Townshiptour machen. Wir persönlich empfehlen es sehr. Nimm dir unsere Verhaltensvorschläge zu herzen.
Wie ich als Schweizer mit Zoe im Township Langa lebe erfährst du hier im kostenlosen e-Book “unser leben im Township Langa”. Wir wünschen dir eine spannende und lehrreiche Townshiptour in Südafrika.
Zoe&Sam